Die Zietenhusaren - Rathenow - Geschichte und Geschichten - Regimentsjubiläum

Am 13. und 14. Mai 1905 feierte das Regiment sein 175-jähriges Bestehen,
Anlaß für Paraden, Reiterspiele und Feste in Rathenow.

Postkartenmotiv, jeweils von Links nach Rechts
oben: Prinz Friedrich Karl von Preußen / Kaiser Wilhelm II. / Hans Joachim von Zieten
mittig: Zietenhusar unter Friedrich II. / Zietenhusar ab 1903 / (Zieten-) Husar um 1813
unten: Standarte / Karabiner, Degen und Säbeltasche / Kesselpauken und Lanzenflaggen

Am Geburtstag des Generals von Zieten feierte das Regiment das 175jährige Bestehen in seiner Garnisonstadt Rathenow, die ebenso wie die Kaserne in diesen Tagen festlich geschmückt war.
Bei herrlichem Wetter nahm die Feier unter großer Beteiligung von ehemaligen Angehörigen des Regiments, von Abordnungen anderer Truppenteile, von Stadt und Land einen würdigen Verlauf.
Sonnabend, dem 13. 5., fand zunächst eine Parade des Regiments, an der sich auch die Zietenvereine Berlin, Halle, Kyritz, Magdeburg, Nauen und Rathenow beteiligten, auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz statt.
Als Gäste waren u. a. erschienen:
Der Kommandierende General des III. Armeekorps, General der Infanterie von Bülow, der Kommandeur der 6. Division, Generalleutnant v. d. Lancken, der Kommandeur der 6. Kavallerie-Brigade, Generalmajor von der Schulenburg, ferner die ehemaligen Offiziere des Regiments: Generalfeldmarschall Graf Haeseler, General der Kavallerie Graf Wartensleben, die Generalleutnants von Winterfeld, von Krell, v. Hertzberg, v. Thümen, General von Witzleben sowie zahlreiche aktive und inaktive ehemalige Offiziere des Regiments, ferner Vertreter des Kreises, der Stadt Rathenow und des Landes.
General der Kavallerie Graf Wartensleben nahm als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers die Parade ab und hielt eine Ansprache, die mit einem dreimaligen Hurra auf Se. Majestät den Kaiser und König schloß.
Abschreiten der Front durch den General der Kavallerie, Graf von Wartensleben-Karow
Rechts neben diesem (im Bild links) Regimentskommandeur Oberst von Keszycki
Dahinter (etwa Bildmitte) General-Feldmarschall Graf von Haeseler (1853 - 1864 im Zieten-Hus.-Regiment)

Nachmittags fanden Reiterspiele auf dem Kasernenhofe statt, der durch Fahnen und Guirlanden festlich geschmückt war.
Für die Gäste und Zuschauer war eine große Tribüne errichtet.
Um die für unser Regiment traditionellen Kletterübungen zeigen zu können, war über das Stallgebäude der 1. Eskadron eine breite und steile Holzbrücke gebaut, über die die meisten Vorführungen zu Pferde führten.

Vorführung eines Überfalls, in historischen Uniformen
(eine Attacke bergan)

Die Reiterspiele mit ihren mannigfachen Quadrillen zeigten Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart des Regiments in der entsprechenden Uniform. Sie nahmen unter reichem Beifall der Zuschauer einen glänzenden Verlauf.
Unter den Klängen des Fanfarenmarsches ritt der Kommandeur des Regiments, Oberst von Keszycki, in der Uniform des Regiments zu Zeiten des alten Generals von Zieten, gefolgt von 10 Reitern in verschiedenen Uniformen des Regiments, vor die Zuschauertribüne und sprachen folgenden Festprolog:
Heut’ feiern wir Geburtstag, wir Husaren!
Mit stolzem Blick auf die Vergangenheit,
Auf wack’re Führer, sieggewohnte Scharen
Und auf den Ruhmesschatz, den sich ihr Schneid
Im Lauf’ von hundertfünfundsiebzig Jahren
Erwarb und unserer Obhut anbefahl,
Mit festem Vorsatz die ererbten Pflichten
Im Sinn der großen Väter zu verrichten.

Hat auch das Schicksal der Soldatenbitte
Um Wirklichkeit bisher sein Ohr versagt,
Sind wir von heute nie im frischen Ritte
Im Kugelregen in den Feind gejagt –
Es weilen Männer heut’ in uns’rer Mitte
Aus großer Zeit, und diese seien befragt:
Ob wir in uns’rer Lehrer Spuren treten,
Ob wir getreulich pflegen, was sie säten.

Und was wir jetzt an Reiterstückchen bieten,
Ist’s auch halb Spiel, das hoffen wir, beweist,
Daß nach wie vor im Regiment von Zieten
Trotz langer Friedenszeit uns Reitergeist
Und –kunst nicht in Vergessenheit gerieten,
Und dass, wenn’s endlich wieder kämpfen heißt,
Wir sattelfest, wie in vergangenen Zeiten,
Den Gegner, wer’s auch sein mag, niederzureiten!
Oberst von Keszycki* in historischer Uniform
mit Nachbildungen von den in den schlesischen Kriegen erbeuteten Fahnen und Standarten
*oberes Bild: in der Mitte / unteres Bild: ganz links, mit dem Rücken zum Betrachter

Im Anschluß ritten 16 Offiziere des Regiments und 8 Damen unter Leitung von Oberleutnant von Giese eine gut einstudierte Quadrille in der Uniform zur Zeit der schlesischen Kriege.
Damen:
Frau von Keszycki
Gräfin Blücher
Fräulein von Bredow Briesen
Fräulein von Fetter
Fräulein von Keszycki
Fräulein von Ruville
Fräulein von Sydow Kalzig
Fräulein von Sydow Langheinersdorf
Herren:
Major von Rentzell
Rittm. Von Knobelsdorff
Oblt. D. Res. v. d. Borch
Oblt. von Lücken
Oblt. d. Res. Graf v. Fürstenstein
Oblt. von Boß
Oblt. Graf Wartensleben
Lt. Von Brüning
Lt. von Seeler
Lt. Graf Rantzau
Lt. von Treuenfels
Lt. von Hohberg u. Buchwald
Lt. von Poser u. Groß Raedlitz
Lt. Frhr. v. Rechenberg
Lt. von Lochow
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Es folgte „Sohrs Remontekommando 1806“ (Leiter Major von Rentzell).
Die Pferde liefen ohne Zaumzeug und Sattel über die Holzbrücke auf den Reitplatz, wurden dortselbst von den nachfolgenden Husaren eingefangen und nach Anlegen eines Strickes als Trense bestiegen. Alsdann zeigten sie verschiedene Reiterkunststücke auf blankem Pferde und ritten nach Überspringen von brennenden Hürden über die steile Brücke zurück.

Teilnehmer:

Gefreiter Schulze
Husar Sannig
Husar Gertz
Untff. Diestelmann
Untff. Stephan
Gefreiter Löser
Gefreiter Welge
Husar Mauer
Husar Dreikant
Husar Einhorn
Husar Sander
Husar Librecht
Husar Simsch
Gefreiter Köhn
Gefreiter Schnemer
Einj.Freiw. Richter
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Vorführung Sohr'sches Remontekommando

Rittmeister von Winterfeld, Chef der 5. Eskadron, leitete darauf eine Quadrille, die von Unteroffizieren des Regiments in der Uniform vom Jahre 1905 auf alten Remonten geritten wurde.

Teilnehmer:

Wachtmeister Schwertfeger
Wachtmeister Schröder
Unteroffizier Rochnan
Unteroffizier Paul
Sergeant Hennig
Unteroffizier Raasch
Unteroffizier Willig
Unteroffizier Koch
Unteroffizier Korn
Unteroffizier Barkow
Sergeant Kommerein
Unteroffizier Jaeger
Vizewachtmeister Hundt
Vizewachtmeister Koßmann
Unteroffizier Schulze
Unteroffizier Günther

Es folgte eine Tandem-Fahrschule, geritten von Frau v. Keszycki (2 Schimmel) und Rittmeister von Jagow (2 Füchse), die auch über Hindernisse und über die hohe Holzbrücke führte.

Frau v. Keszyki, die mit Rittmeister v. Jagow Fahrschule zeigte

Alsdann führte Rittmeister von Knobelsdorff, Chef der 2. Eskadron, eine Episode aus dem Gefecht am Keimberg (2.4.1761) vor, an der 26 Unteroffiziere und Husaren teilnahmen. Es fuhren zwei alte Postkutschen in die Bahn, deren Insassen sich später als Spione entpuppten und von Husaren gefangengenommen wurden.

Teilnehmer:

Vizewachtmeister John
Gefreiter Nehring
Gefreiter Mauer
Husar Niemann
Husar John
Husar Schuffenauer
Husar Raatsch
Husar Däkow
Unteroffizier Kernchen
Unteroffizier Köhler
Trompeter Ruthe
Gefreiter Becker
Gefreiter Krause
Husar Rammel
Husar Wetzel
Husar Schack
Husar Spieler
Gefreiter Regen
Husar Pillau
Husar Opitz
Husar Walter
Husar Pforte
Gefreiter Henkel
Gefreiter Siede
Gefreiter Rühle
Husar Bergmann
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Rittmeister Freiherr von Wechmar, Chef der 4. Eskadron, führte Reiter- und Waffenspiele vor, wobei die Gewandtheit von Reiter und Pferd gezeigt wurde.

Teilnehmer:
Gefreiter Spröde
Gefreiter Sprung
Husar Cleve
Husar Grabow
Husar Zeitz
Gefreiter Zech
Husar Böhne
Husar Grünefeld II
Husar Huthuff
Husar Rose
Gefreiter Knauth
Husar Fritze
Husar Herker
Husar Kliems
Gefreiter Lupiem
Husar Rakete
Husar Römer
Husar Schewelies
Husar Schulz
Husar Wichary
Husar Behrens
Husar Boblitz
Husar Busse
Husar Möller
Husar Schulz
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Den Schluß bildete eine Parforcejagd unter Rittmeister von dem Knesebeck, Chef der 1. Eskadron, als Master, an der Offiziere, Unteroffiziere und Husaren, von diesen einer (Husar Einhorn) als Bauer verkleidet mit brennender Tabakspfeife und umgehängtem Futterkorb auf ungesatteltem Pferde, teilnahmen. Abend fand im Kasino ein Festessen statt, an dem etwa 150 Herren teilnahmen. Der Kommandeur, Oberst von Keszycki, brachte zuerst das Kaiserhoch und anschließend ein Hoch auf die anwesenden Gäste und Alten Herren des Regiments aus. Es sprachen außerdem General der Kavallerie Graf Wartensleben auf das Regiment, desgleichen Rittmeister der Res. Freiherr von Oppenheim als Vertreter der Reserveoffiziere, ferner der 1. Bürgermeister der Stadt Rathenow, Lange.
Die einzelnen Eskadrons feierten ebenfalls das Jubiläum mit den ehemaligen Zietenhusaren durch Aufführungen und Ball.

Sonntag, den 14. Mai, fand vormittags ein Feldgottesdienst auf dem Kasernenhofe statt, an dem außer dem Regiment auch die Gäste und Vereine ehemaliger Zietenhusaren teilnahmen. Die Predigt hielt Herr Superintendent Ettel und wählte als Text 2. Moses 15, Vers 2 und 3.

Nach dem Gottesdienste rückte das Regiment zu Fuß mit den sieben Zietenvereinen nach dem Zietenplatz, wo die Grundsteinlegung zum Denkmal des unvergesslichen Kommandeurs des Regiments und Reitergenerals von Rosenberg stattfand. Dieses Ereignis ist >auf dieser Seite< näher beschrieben.

  

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