Die Zietenhusaren - Rathenow - Geschichte und Geschichten - Wachtm. Gericke

Wachtmeister Karl Gustav Friedrich Gericke (28.03.1847 - 1927)

diente 41 Jahre (von 1866 bis 1907) bei den Zietenhusaren, war
Träger des eisernen Kreuzes und des Kreuzes des Hohenzollernschen Hausordens.

Ausschied aus dem Etat des Regimentes am 5.11.1907, mit der Erlaubnis zum Tragen der Regimentsuniform.


Wie wir unser Eisern Kreuz erwarben

 „Ils ont chargé comme des fous!“

Zu den denkwürdigsten Thaten aus der reichen Geschichte des Zieten-Husaren-Regiments gehört jedenfalls jene Nachtattacke vom 16. August (Anmerkung: 1870), von der sogar ein französischer Militär-Schriftsteller sagt: „Les hussards prussiens ont chargé comme des fous, - wie ein Zug von Jockeys, die in voller Fahrt auf ein fast unüberwindliches Hinderniß stürzen.“
„Eine Schaar von Helden,“ heist ’s an anderer Stelle, und wahrlich - wer dabei war, der hat ein Recht, mit gehobenem Haupte zurückzublicken auf seine Vergangenheit.

 


Nachtattacke von R. Knötel

Zu den Beneidenswerthen gehört auch Carl Gericke, damals ein 22jähriger Husar,  und wenn er als einfacher Soldat unter einer solchen Schaar von Braven sich an jenem Abend so hervorthat, dass ihm das Kreuz auf die Brust geheftet wurde, dann spricht das noch beredter für sein Wirken, wie die bescheidenen Mittheilungen, die er selbst macht:

Es war schon so dunkel, dass man nicht erkennen konnte, was Feind, was Freund, als Oberst von Schmidt unser Regiment nördlich der Straße Vionville-Rezenville zwischen den preußischen Bataillonen hindurch vorgehen ließ. Unser Commandeur, Oberst von Zieten, war bereits am Morgen gefallen und Major von Haenlein führte uns.
Sobald Platz war marschirte das Regiment auf und im Galopp ritten wir vor – wir wussten eigentlich selbst nicht recht wohin, denn sahen that man nichts.
Da tauchen plötzlich dunkle Massen vor uns auf. War’s der Feind? Fragte man sich, denn nicht ein Schuß ließ darauf schließen. Aber bald sollte die Antwort erfolgen. Kaum 50 Schritte mochten wir noch entfernt sein, als es aufblitzte, die ganze lange Front entlang, als das Krachen der Salve uns belehrte, wen wir vor uns hatten.
Ein mächtiges, nicht endendes Hurrah dröhnte durch die Schwadronen und in ungestümer Attacke stürzten wir uns auf den Feind. Wie wir hineinkamen, in die dichten Massen, ich hab’s nicht begreifen können, aber mitten drin waren wir plötzlich in den Franzosen. Wie die Spreu stoben sie auseinander und auf gut Glück hieb und stach auch ich um mich herum. Ein wilde Durcheinander, - Hurrahrufen – Schießen – Klagetöne – Wuthgeheul und dazu stockfinstere Nacht! Nur Sekunden dauerte das Handgemenge. Von Neuem ertönte das Signal zur Attacke. In wilder Jagd ging’s weiter – dem Trompetenrufe nach – in dichten Haufen.
Da – blitzt’s wieder auf – Salve, denn Schnellfeuer. Ein Pfeifen, ein Sausen in der Luft, wie beim Nordweststurm im Herbst. Das Feuer zeig uns, wo der Feind. Die Reitermassen werfen sich hinein in die Reihen der Infanterie. Wieder Feuer – überall – rücksichtslos, ob Feind,  ob Freund getroffen wird! Wuchtig fallen die Klingen der Zieten-Husaren nieder auf der Feinde Schädel. Weiter! – hinein in den Feind – in die Schützenlinien – jeder Mann schlägt jetzt seine Schlacht für sich. O – hätte man 10 Arme in solchem Kampfe, um dem Grimme -  der Wuth, Nachdruck geben zu können!
Und noch dauert das Gemetzel, noch reiten wir Husaren nieder, was uns nahe kommt, noch dauert die furchtbare Verwirrung in den französischen Bataillonen – da hallt der Regimentsruf durch die Nacht, von allen Trompetern wiederholt – weit zurück – seitwärts – dann der Schwadronsruf und flüchtig, wie wir gekommen, flüchtig durchstürmen wir von Neuem die Reihen, die wir eben überritten.
Der Muth der Feinde erwacht. Ich fühle mich fast umgeben von Soldaten, - wie aus der Erde sind sie wieder aufgestanden. Schon greift man nach den Zügeln, ich fühle es, ohne es zu sehen! Meine Klinge saust wieder – die Sporen an die Gurten und niederstürzt, wer sich mir entgegenstellt! – Regimentsruf! – Weiter durch der feinde Massen, rechts, links Hieb und Stich und dann - - ja, von dort klang’s  - Regimentsruf!
Der Kampfplatz liegt hinter uns in Dunkel gehüllt!
Aus der Ferne das Feuer des Feindes – unheimlich tönt das Pfeifen der Geschosse und schweigsam traben die Reiter dem Sammelplatze zu. Der Wachtmeister rangirt, so gut’s in der Dunkelheit geht – nur zwei Glieder!
Ist das die Schwadron? So viele blieben zurück auf dem blutgetränkten Felde? Wo war mein Rittmeister, wo mein Lieutenant, wo mein Unterofficier, wo mein Nebenmann?
Die bangen Fragen drängen sich uns unwillkürlich auf nach einem Nachgefechte. Gott sei Dank – Mancher kam zurück – zu Fuß oder verwundet. Die aber nicht kamen, die fielen siegend im ehrenvollen Streite.

Quelle: Kriegserinnerungen, nach persönlichen Berichten, bearbeitet von Friedrich Freiherr von Dincklage-Campe.
Besonderen Dank gilt Herrn Carsten Debes, für die Bereitstellung der oberen Bilder und des Textes.


Am 14. September 1870, auf dem Wege nach Feigneux traf das Regiment mit der Division zusammen und erhielt auf dem Rendez-vouz-Platz 15 eiserne Kreuze. Dieselben erhielten:
    1. Major von Hänlein
    2. Rittmeister Krell
    3. Rittmeister von Thümen
    4. Rittmeister v. Buggenhagen
    5. Premier-Lieutenant von Wedemeyer
    6. Wachtmeister von Herzberg
    7. Wachtmeister Paschen
    8. Wachtmeister Dühl
    9. Wachtmeister Schulz
    10. Stabs-Trompeter Günther
    11. Unteroffizier Grothe (Standartenträger)
    12. Sergeant Dahm
    13. Unteroffizier Schmidt
    14. Unteroffizier Gericke
    15. Unteroffizier Mux

Vom Husaren-Regiment von Zieten (brandenburgisches) No. 3 fielen bei Rezonville
3 Offiziere und 51 Mann, 6 bzw. 93 verwundet.
Zum Gedenken an die Gefallenen entstand in Frankreich dieses Denkmal

Gericke auf Pferd
Im Zietenhusaren-Nachrichtenblatt N° 8, Dezember 1927, erwähnt der Nauener Verein ehemaliger Zietenhusaren: "Anläßlich des Hinscheidens unseres allverehrten Kam. C. Gericke hat es sich der Verein nicht nehmen lassen, ihm durch eine Deputation mit Standarte das letzte Geleit zu geben. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren."
  

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